1797 bis 1820- 23 Jahre
bitterer Streit im Dorf
August 1798:
“Trügerische Ruhe” - Erfolg, wen kümmern die Scherben.
Es bedeutet keineswegs, dass die Schwalinger Reiheleute ihren Widerstand gegen die
Ansetzung der 4 weiteren Neubauer in Ihrem Dorf aufgegeben hätten, wenn in den
nächsten Jahren keine Beschwerden oder Klagen mehr an die Obrigkeit gerichtet werden.
Denn sie haben verstanden, dass sie von dort keine Hilfe in ihrer Sache erwarten können.
Ihr Widerstand zeigt sich nun auf andere Weise. Und so irrt sich der Neuenkirchener
Amtsvogt Crome, als er dem Amt Rotenburg berichtet:
"Neuenkirchen, den 30.Aug.1798
Die Schwalinger baten mich nämlich zu vermitteln, dass ihnen 2 Neubauer abgenommen
würden und sie nur 2 behielten; ich schlug ihnen solches ab und haben sie sich seitdem gänzlich
zur Ruhe begeben, auch hat Fintel sein Haus schon ganz fertig da stehen, wobei ihm von den
Einwohnern überall kein Hindernis in den Weg gelegt worden.
Ich glaube daher, dass diesen ihre Meyer-Briefe ohne Bedenken eingesandt werden können..."
Tatsächlich geben nämlich die Häuslinge Peter Möhrmann und Peter Christoph Wohlberg
ihre Absicht auf, sich als Neubauer in Schwalingen ansetzen zu lassen und treten von der
Bemeierung mit den ihnen zu diesem Zweck zugewiesenen Wohnplätzen am Nordrand
des Dorfes zurück. Sie sind ihnen zu klein und von zu schlechter Güte - so jedenfalls
begründen sie ihre Entscheidung gegenüber dem Amt Rotenburg.
Hinrich Christoph Hoops und Peter Christoph von Fintel dagegen führen ihren Anbau auf
den ihnen angewiesenen Wohnplätzen am Schwalinger "Moorflath" fort und am
10.September 1798 halten sie ihre obrigkeitlich beglaubigigten und besiegelten Meyer-
Briefe in den Händen: Die Schwalinger Neubauerstelle "Kröger" [Schwalingen No.24]
gegründet von dem Schwalinger Schulmeister Hinrich Christoph Hoops und die
Neubauerstelle von Peter Christoph von Fintel, etwa nördlich davon. Sie wurde etwa 50
Jahre später von einem späteren Besitzer in den Westen des Dorfes verlegt - heute "Voges"
[Schwalingen No.42].
Amtsvogt Crome zu Neuenkirchen gelingt es zwar, noch im Herbst 1898, einen anderen
Interessenten für den Platz von Peter Möhrmann zu finden: Der Häusling Jürgen Ernst
*28.8.1765, 32 Jahre alt, tritt an seine Stelle.
Er ist nachgeborener Sohn eines Köthners zu Kempen. Sein ältester Bruder Peter ist
mit Catharine Margarethe Röhrs, einer Tochter vom Halbhof "Tönners" verheiratet
und lebt dort als Häusling. Seine Schwester Margarethe Elisabeth Ernst war bis zu
ihrem frühen Tode mit dem Schwalinger Halbhöfner "Schmeers", Claus Hinrich
Röhrs, verheiratet. Und Jürgen Ernst selbst ist seit 10 Jahren mit Clara Margarethe
Hoops verheiratet, der Schwester des Schwalinger Halbhöfners "Peetz", Christopher
Hinrich Hoops.
Jürgen Ernst verpflichtet sich, sogleich mit der Errichtung seines Wohnhauses auf dem
ihm angewiesenen Wohnplatz am "Moorflath" zu beginnen. Der obrigkeitlich besiegelte
Meyer-Brief macht ihn am 9.November 1798 zum Neubauer in Schwalingen - [heute
Schwalingen No.27].
Für die Anbaustelle von dem zurückgetretenen Peter Christoph Wohlberg erfüllt sich die
Hoffnung "für den anderen Platz soll sich auch schon jemand finden!"von Amtsvogt Crome
nicht: Trotz intensiver Suche und Werbung ist kein Interessent zu finden. Der Platz bleibt
unbebaut liegen...
Zum Ende des Jahres 1798 wird der Neuenkirchener Amtsvogt Johann Adolf Crome an die
Amtsvogtei Scheeßel versetzt. Sein Nachfolger als Amtsvogt in Neuenkirchen wird ab 1799
Carl Andreas Josua Brückmann, der von der Amtsvogtei Kirchwalsede nach Neuenkirchen
versetzt wird.
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Aus alten Akten
des Heidesdorfes Schwalingen
A A A