2016
1797 bis 1820- 23 Jahre bitterer Streit im Dorf
1850: “Was daraus geworden ist” - von den Streitenden erlebt das niemand mehr. Die seit Jahrzehnten so vielfach von den Schwalinger Reiheleuten beschworene und begehrte Aufteilung der gemeinsamen Weide, der Gemeinheit zwischen ihrer und den 11 umliegenden Dorfschaften kommt für Schwalingen erst nach dem Erlass der "Gemeinheitsteilungsordnung für die Herzogtümer Bremen und Verden" vom 26.Juli 1825 in Gang. Er zieht sich über mehr als 10 Jahre, bis ins Jahr 1835 hin: die "Generalteilung". Die Durchführung der "Spezialteilung", also die Aufteilung der Schwalinger Gemeinheit, die aus der "Generalteilung" entstanden war, unter den Berechtigten, die "Interessenten", beantragt die Dorfschaft Schwalingen bei der Regierung zu Stade im Jahre 1837. Die Genehmigung des Verfahren wird am 4.Dezember 1838 erteilt. An dem Verfahren nehmen aus der Dorfschaft Schwalingen 35 Interessenten teil: 3 Vollhöfner, 14 Halbhöfner, 1 Brinkköthner, 7 Neubauer, 5 Anbauer, 5 Abbauer und 1 Schule. Nach schwierigen Verhandlungen unter den Interessenten selbst und zwischen der Dorfschaft und der obrigkeitlichen Teilungskommission wird endlich das Teilungsverhältnis zwischen den unterschiedlichen Hofqualitäten vereinbart: Die Vollhöfner erhalten je 6 Anteile der Gemeinheit, die Halbhöfner je 4 Anteile, der Brinkköthner 2, die Neubauer und die Schule je 1 Anteil. Die 5 Anbauer und die 5 Beibauer werden mit 0,6 bis zu 0,04 Anteilen bedacht. Insgesamt wird also die Schwalinger Gemeinheit zu 85 Teilen gesetzt. Gleichzeitig mit der Aufteilung ihrer Gemeinheit unter sich verabredeten die Schwalinger Interessenten auch, die zersplitterte Lage ihrer Grundstücke und ihre Bewirtschaftung durch deren Zusammenlegung zu verbessern, die "Verkoppelung". Dazu erklärten sie sich bereit, alle Grundstücke in einer gemeinsamen Masse zu vereinen und sich anschließend aus dieser Masse dann entsprechend dem Verhältnis von Größe und Güte der zur jeweils zur Masse geworfenen Grundstücke mit zusammenliegenden. etwa wertgleichen Flächen abfinden zu lassen, den "Koppeln". Auch die 4 früheren Häuslinge, die im schweren Streit im Jahre 1797 als weitere Schwalinger Neubauer im Dorf angesetzt werden sollten und wollten, sind unter den Interessenten der Schwalinger "Gemeinheitsteilung und Verkoppelung" - allerdings hat sich einiges im Laufe der Jahrzehnte verändert: Hinrich Christoph Hoops *22.4.1767, der Schulmeister, stirbt mit 62 Jahren im Oktober 1828. Er erlebt die Gemeinheitsteilung nicht mehr und auch nicht die Gleichstellung seiner Hofstelle "Kröger" [Schwalingen-No.24] mit den anderen älteren Neubauerstellen im Dorf, für die er so hart gestritten hatte. Sein Sohn Hinrich Christoph Hoops *17.8.1790 erbt die Hofstelle und nimmt als Interessent an der Schwalinger "Gemeinheitsteilung und Verkoppelung" teil. Er bringt für seine Neubauerstelle an eigenen Grundstück 9 Morgen 115QRuthen ein. Nach der Gemeinheitsteilung besitzt er 39 Morgen 97QRuthen. Aber schon in den 1850er Jahre ist die Neubauerstelle "Kröger" nicht im Familienbesitz der Hoops, sie ist verkauft. Hinrich Christoph Hoops *1790 stirbt mit 73 Jahren am Dezember 1863. Seine ältester Sohn und Anerbe Hinrich Christoph Hoops *12.11.1829 und weitere seiner Kinder wandern ab 1866 nach Amerika aus. Peter Christoph von Fintel *27.9.1764, stirbt im März 1821 im Alter von 56 Jahren. Er erlebt die Gemeinheitsteilung nicht mehr und auch nicht die Gleichstellung seiner Hofstelle nördlich der Neubauerstelle "Kröger" mit den anderen älteren Neubauerstellen im Dorf, für die er so hart gestritten hatte. Sein Sohn Hinrich Christoph von Fintel *21.9.1796 erbt die Hofstelle und nimmt als Interessent an der Schwalinger "Gemeinheitsteilung und Verkoppelung" teil. Er bringt für seine Neubauerstelle an eigenen Grundstücken 3 Morgen 49QRuthen ein. Nach der Gemeinheitsteilung hat sie einen Landbesitz von 30 Morgen 11QRuthen. Hinrich Christoph von Fintel verstirbt während der langjährigen Verhandlungen des Verfahrens am 1.1.1845 im Alter von 48 Jahren. Sein Sohn und Anerbe Peter Christoph von Fintel *16.11.1822 übernimmt die Neubauerstelle nicht. Er ist bereits im Jahre 1844 nach Amerika ausgewandert. Die Hofstelle wird verkauft. Der neue Besitzer verlegt die Hofstelle in den Westen des Dorfes, wo sich nach der Verkoppelung sein Landbesitz befindet  - heute "Voges" [Schwalingen No.42]. Peter Christoph Wohlbarg *9.8.1770, ist nach seinem Rücktritt von dem Anbau als Neubauer wieder Häusling in Schwalingen. 13 Jahre später, nach dem frühen Tode seines Bruders, im Jahre 1815, kauft er seinem Neffen Johann Christoph Wohlbarg, der nun Halbhöfner auf dem "Lümas"-Hof ist, das Häuslingshaus des "Lümas"-Hofes auf der "Tauben Worth" ab und macht sich auf diese Weise im Alter von 50 Jahren letztlich doch noch als Beibauer selbständig [Schwalingen No.38, alter Platz, untergegangen] . Er stirbt mit 69 Jahren am 9.11.1839. Peter Christoph Wohlbergs Sohn und Anerbe Johann Christoph *7.5.1804 nimmt als Interessent an der Schwalinger "Gemeinheitsteilung und Verkoppelung" teil. Er bringt für seine Beibauerstelle an eigenen Grundstücken 4 Morgen 84QRuthen ein. Nach der Gemeinheitsteilung hat sie einen Landbesitz von 12 Morgen 80QRuthen.  Jürgen Ernst *28.8.1765, stirbt am 4.8.1834 im Alter von 68 Jahren. Er hat keine Söhne, seine Anerbin ist seine Tochter Clara Anne Margarethe *23.4.1791. Sie heiratet im Jahre 1811 Johann Peter Behnemann *1790 in Schwitschen. Er nimmt als Interessent an der Schwalinger "Gemeinheitsteilung und Verkoppelung" teil. Johann Peter Behnemann bringt für seine Neubauerstelle an eigenen Grundstücken 4 Morgen 37QRuthen ein. Nach der Gemeinheitsteilung hat sie einen Landbesitz von 37 Morgen 96QRuthen. Schon 1846 errichtet er eine neue, größere Hofstelle auf einer Landparzelle gleich nördlich seiner alten Hofstelle am "Moorflath". Die Neubauerqualität wird auf die neue Hofstelle übertragen: "Ramaker" [Schwalingen No.28]. Die alte Hofstelle [Schwalingen No.27], nun eine Anbauerstelle, verkauft Johann Peter Behnemann im Jahre 1848 an Hinrich Christoph Eitzmann *1822, nachgeborener Sohn von der Beibauerstelle "Scheper" [Schwalingen No.41].
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Aus alten Akten  des Heidesdorfes Schwalingen
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