März 1808:
“Fremde Herren im Land” - aber das Leben geht weiter.
Seit 5 Jahren ist das Kurfürstentum Hannover unter französischer Besatzung. Es ist
eine Zeit der schwersten Bedrückung und Aussaugung für die Menschen im
Kurfürstentum Hannover. Das Land wird von einer französischen Exekutivcommission
in Hannover regiert. Die Amtsprache und Währung ist Französisch. Das alte Recht ist
durch den "Code Civil Napoléon" ersetzt: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Neue
Steuern werden eingeführt, um die napoleonischen Kriege zu finanzieren, hannoversche
junge Männer werden zum Kriegsdienst in den französischen Armeen eingezogen,
Kriegerfuhren, Einquartierung bringen die Dörfer, die Höfe mit ihren Menschen an den
Rand des Ruins.
In diesen Jahren ruht der im Jahre 1797 entflammte Streit in Schwalingen um die
Ansetzung der 4 weiteren Neubauer im Dorf. Es geht um das Überleben und alle
Bewohner des Dorfes rücken in dieser Not eng zusammen. Doch das Leben geht weiter,
wenn auch unter beschwerlichen Bedingungen...
Von den 4 Häuslingen, die sich bei dem damaligen Neukirchener Amtsvogt Crome
um den Anbau als Neubauer in Schwalingen beworben hatten, haben 2 in der
Zwischenzeit ihre Wohnhaäuser auf den ihnen zugewiesenen Plätzen am Nordrand des
Dorfes, am "Moorflath" errichtet:
Hinrich Christoph Hoops *22.4.1767, Schulmeister in Schwalingen und nun auch
Neubauer "Kröger" [heute Schwalingen No.24] und
Peter Christoph von Fintel *27.9.1764, dessen Neubauerstelle gleich nördlich der von
Hinrich Christopher Hoops liegt.
Der Interessent Peter Christoph Möhrmann *28.1.1761 ist im Laufe des bitteren Streis
mit den Schwalinger Reiheleuten von seiner Bemeierung zurückgetreten. An seine Stelle
trat Jürgen Ernst *28.8.1765 und wurde in Schwalingen mit einer Neubauerstelle bemeiert
[heute Anbauerstelle Schwalingen No.27]
Auch der Interessent Peter Christoph Wohlbarg *9.8.1770 hat der Obrigkeit im
Verlaufe des Streits im Dorf über die Ansetzung der weiteren Neubauer seinen Meier-
Brief zurückgegeben. Für ihn konnte der Neuenkirchener Amtsvogt und auch das Amt
Rotenburg allerdings keinen Nachfolgen finden. Der für die Errichtung der Neubauer-
stelle in der Schwalinger Gemarkung ausgewiesene Platz am Nordrand des Dorfes blieb
unbebaut liegen.
Das zumindest war der Kenntnisstand der kurfürstlichen Obrigkeit in Neuenkirchen
und Rotenburg - bis er sich plötzlich am 29.März 1808 schlagartig änderte, als sich beim
Rotenburger Ober-Amtmann Hintze zwei Bauern, der blinde Hans Reinecke aus
Einemriepe [einstelliger Hof Riepe bei Lünzen im Kirchspiel Schneverdingen] und
Johann Hinrich Lüdemann, Neubauer zu Neuenkirchen, mit einem Anliegen einfanden.
Ober-Amtmann Hintze notiert in einem Protokoll, was er von den Beiden Überraschendes
erfährt und berichtet darüber schon am folgenden Tag der zuständigen kurfürstlichen
Behörde in Hannover.
1808-
Der missglückte Anbau
2
Aus alten Akten
des Heidesdorfes Schwalingen
Die Akte um den Streit über die
Ansetzung von 4 Neubauern im
Jahre 1797:
“23 Jahre bitterer Streit im Dorf.”
A A A