1867 - Erst verschont, dann zerstört.
Der Brand des Wohnhauses der
Anbauerstelle “Sandmann”.
Es ist im Frühling des Jahres 1826 als die Schwalinger Neubauerstelle „Sandmann“ vom Unglück
heimgesucht wird. Es vernichtet mit zwei Schlägen die Zukunftspläne von Neubauer Johann
Christopher Langeloh und seiner Ehefrau Clara Anna Catharine, geborene Bargfrede. Ende April
erliegt ihr zweiter Sohn, Hinrich Christopher, im Alter von 18 Jahren einer „fiebrigen Krankheit“. Nur
zwei Monate später, im Juni 1826, kommt ihr erster Sohn und Anerbe Johann Hinrich bei einem
schweren Unfall ums Leben – er wird von „durchgehenden Pferden gerädert“.
Johann Christoph und Clara Anna Catharine Langeloh beschließen in ihrer Not um die Zukunft ihrer
Neubauerstelle, ihre Tochter Anna Margarethe als Erbin einzusetzen. Ein gutes Jahr nach dem
schweren Schicksalschlag auf dem „Sandmann-Hof“, im Oktober des Jahres 1827, heiratet also Anna
Margreth Langeloh den nachgeborenen Sohn Hans Christopher vom Schwalinger Vollhof „Schnier“.
Er ist 31 Jahre alt, sie selbst zählt 15 Jahre und 9 Monate.
Der Neubau.
Fast vier Jahrzehnte lebt und wirtschaftet Hans Christopher Röhrs mit seiner Familie auf der
Neubauerstelle „Sandmann“. Nach der Schwalinger Gemeinheitsteilung und Verkoppelung tritt Hans
Christopher Röhrs die Neubauerqualität seiner Hofstelle an seinen jüngeren Bruder Hans Hinrich
Röhrs ab („Hanschen-Hof“, Schwalingen No.40) und verkleinert seine Wirtschaft auf eine Anbauerstelle.
Bald darauf, im Jahre 1864 beschließt er, das alte Haus auf dem kleinen Hofplatz dicht am Halbhof
„Schmeers“ durch einen kleineren Neubau zu ersetzen.
Das alte Wohnhaus wurde schon vor nun 75 Jahren von Claus Hinrich Bargfrede, dem Gründer der
Neubauerstelle, im Jahre 1789 errichtet. Beim “Großen Schwalinger Brand“ im Jahre 1857 blieb diese
Hofstelle ganz knapp vom Feuer verschont. Hans Christopher Röhrs und seine Familie sahen den
nachbarlichen Halbhof „Tönners“ in Flammen versinken, wie viele andere Hofstellen auch.
Der Neubau des „Sandmann-Hofes“ soll nun allerdings nicht am alten Platz entstehen. Hans
Christopher Röhrs errichtet die neue Hofstelle einige hundert Meter weiter nördlich „Am Dorfe vor
dem Stremel“, (heute Schwalingen No.29), gegenüber der Neubauerstelle „Ramaker“ von Peter
Böhling.
Um die Kosten des Neubaus zu bestreiten, nimmt Hans Christopher Röhrs eine Hypothek auf Haus
und Hofstelle auf: Er leiht sich 300 Thaler vom Halbhöfner Christoph Brooks zu Lieste.
Das Unglück und noch mehr Leid.
Das neue Haus von Hans Christopher Röhrs und seiner Familie ist gerade 2 oder 3 Jahre alt, da
trifft es in einem schweren Gewitter am 24.Juli 1867 der Blitz. Die Schwalinger Feuerwehr ist
schnell zur Stelle. Der Brand ist schon gelöscht, als die Lünzener Wehr, von der Schwalinger
Feuerglocke alarmiert, vorort eintrifft. Ein großer Teil des Gebäudes ist ein Opfer der Flammen
geworden, nur einige Wände blieben stehen. Die beweglichen Sachen aus dem Haus sind größtenteils
gerettet. Menschen und Tiere kommen bei dem Unglück nicht zu Schaden.
9 Tage später, am 2.August 1867, ist amtliche Tatbestandsaufnahme des Brandschadens vorort in
Schwalingen durch das Amt Soltau: „Zwei Drittel sind verloren, aber ein Neubau des Hauses von
Grund auf ist nicht erforderlich“ erkennen die vereidigten Sachverständigen, der Brochdorfer
Zimmerermeister J.C. Baden und der Schwalinger Bauernvogt und Halbhöfner Peter Gebers
vom „Eggers-Hof“.
In dieser schweren Zeit trifft die Familie von Hans Christopher Röhrs noch mehr Leid: Am Tag
der amtlichen Tatbestandaufnahme zum Wohnhausbrand stirbt die jüngste Tochter, Anna
Margaretha, 19 Jahre alt.
Es muss weiter gehen.
„Wir bekommen keine andere Wohnung im Dorf“, klagt Hans Christopher Röhrs. „Wir müssen
unsere Hofstelle sofort wieder aufbauen.“
Damals nach dem Neubau seines Haus hatte er vorsorglich auch die Versicherungssumme der
Brandversicherung heraufgesetzt: auf 300 Thaler, der Betrag den er dem Halbhöfner Brooks zu
Lieste schuldet. Nun erklärt sich Christoph Brooks bereit, das Darlehen nicht zurück zu fordern,
sondern auf Haus und Hofstelle von Hans Christoph Röhrs weiter stehen zu lassen.
Damit kann die Versicherungssumme von 300 Thalern an Hans Christopher Röhrs ausbezahlt werden
– das Kapital für den umgehenden Wiederaufbau seiner Hofstelle. Schon am 3.August 1867 ersucht das
Königlich preußische Amt Soltau die Bremen und Verdensche Brandcassen Direction zu Stade um
Zahlung eines Abschlages in Höhe von 200 Thalern.
Nur sechs Monate nach diesen Ereignissen, im Februar des folgenden Jahres 1868, stirbt Hans
Christopher Röhrs. Er wurde 73 Jahre alt.
Aus alten Akten
des Heidedorfes Schwalingen
Die Lage der Anbauerstelle “Sandmann”
nach dem Wiederaufbau Ende der 1860er
Jahre auf einer Karte von 1870.
Die Lage der Neubauerstelle “Sandmann”
bis zum Beginn der 1860er Jahre
auf einer Karte von 1840.
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